Der funktionale Raum MOSE ist mehr als nur ein abstrakter geografischer Begriff. Er steht für ein neuartiges Förderkonzept des europäischen Programms Interreg „Großregion“ 2021-2027, mit dem eine noch engere Zusammenarbeit in diesem grenzüberschreitenden Lebensraum entlang der Flüsse Our und Sauer erreicht werden soll. Unsere Website möchte alle im funktionalen Raum MOSE lebenden Menschen über das neue Förderkonzept informieren und insbesondere lokale Akteure dazu bewegen, sich mit gemeinsamen Projekten aktiv an der Entwicklung dieses Lebensraums zu beteiligen.
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Interreg Großregion – finanzielle Förderung des funktionalen Raums MOSE
Das Programm Interreg Großregion 2021-2027 ist mit einem Gesamtbudget von fast 182 Millionen Euro Fördermitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) ausgestattet, über das Projekte der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit kofinanziert werden.
Im Rahmen der Förderpriorität 3 („Eine bürgernähere Großregion“) verfolgt das Programm einen neuen Ansatz, da es mehr als ein Viertel seines EFRE-Gesamtbudgets für die Finanzierung von Projekten in lokalen grenzüberschreitenden Lebensräumen bereitstellt.
In diesen „funktionalen Räumen“ bestehen grenzüberschreitende soziale und ökonomische Beziehungen (siehe unten: Erklär-Box), und sie verfügen aus administrativer Sicht über:
- eine grenzüberschreitende Entwicklungsstrategie, die von Partnern auf beiden Seiten der Grenze festgelegt wurde,
- eine gemeinsame Verwaltungsstruktur und grenzüberschreitende Instanzen zur Entscheidung und Steuerung (Governance-Gremien),
- eine Partnerschaftsvereinbarung mit dem Programm Interreg Großregion, auf deren Grundlage dem Raum ein spezifischer EFRE-Haushalt zugewiesen wird.
Einer der vom Programm Interreg Großregion geförderten funktionalen Räume ist der deutsch-luxemburgische Kooperationsraum „Mëllerdall-Our-Südeifel“ (MOSE) entlang der beiden Grenzflüsse Our und Sauer. Der funktionale Raum MOSE umfasst
- die Gebiete von 21 Gemeinden im Großherzogtum Luxemburg,
- die Gebiete von 106 Ortsgemeinden in 4 Verbandsgemeinden im Bundesland Rheinland-Pfalz.
Hier finden Sie eine Karte des funktionalen Raums MOSE und genauere Informationen zu seiner administrativen Abgrenzung
Strukturmerkmale des funktionalen Raums MOSE
Der grenzüberschreitende funktionale Raum MOSE ist vorwiegend ländlich geprägt und zeichnet sich durch die Vielfältigkeit seiner Landschaften aus. In diesen Landschaften gibt es auch geographische und geologische Besonderheiten sowie viele Naturschutzgebiete von europäischer und nationaler Bedeutung.

Der nördliche Teil des funktionalen Raums („Ösling“ oder auch „Islek“ genannt) gehört zum Rheinischen Schiefergebirge bzw. zum Eifel-Ardennen-Massiv und ist eine Hochlandschaft, die von den tiefen Flusstälern der Our (mit ihrem Nebenfluss Irsen) und der Sauer (mit ihren Nebenflüssen Wiltz, Gaybach und Prüm) zerschnitten wird.
Unterhalb des Zusammenflusses von Our und Sauer beginnt der südliche Teil des funktionalen Raums. Er gehört zum „Gutland“ und ist durch die Tallandschaft der Sauer und ihrer Zuflüsse (Schwarze Ernz, Weiße Ernz, Prüm und Nims) geprägt. Weitere wichtige Merkmale dieses Teilgebiets sind die europaweit einzigartigen Felsformationen des Luxemburger Sandsteins beiderseits der Sauer. Auf der luxemburgischen Seite wurden diese Felsformationen von der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) als geologisches Erbe von internationaler Bedeutung anerkannt.
Aufgrund der Vielzahl sensibler Natur- und Landschaftsräume umfasst der funktionale Raum MOSE das gesamte Arbeitsgebiet der drei unmittelbar benachbarten Naturparke in Luxemburg und Rheinland-Pfalz. Sie sindgleichzeitig auch die namensgebenden Hauptelemente des funktionalen Raums:
- der luxemburgische „Natur- & Geopark Mëllerdall“ (M),
- der luxemburgische „Naturpark Our“ (O),
- der rheinland-pfälzische „Naturpark Südeifel“ (SE).
Zudem deckt der funktionale Raum MOSE einen Großteil des Deutsch-Luxemburgischen Naturparks ab. Er wurde als erster grenzüberschreitender Naturpark in Europa bereits 1964 durch einen Staatsvertrag zwischen dem Großherzogtum Luxemburg und dem Bundesland Rheinland-Pfalz gegründet. Seit 1973 hält der gemeinsame Naturpark zudem das Europa-Diplom des Europarats in der Kategorie C „Geschützte Landschaften“.
Neben dem reichhaltigen natürlichen und geologischen Erbe verfügt der funktionale Raum MOSE auch über ein gemeinsames kulturhistorisches Erbe. Hierzu zählen unter anderem prähistorische Fundstellen und römische Villen, Burgen und Schlösser, eine gemeinsame ländliche Baukultur, der Moselfränkische Dialekt als gemeinsame örtliche Sprachausprägung, die Mahnmale des zweiten Weltkriegs, und nicht zuletzt die von vielen Menschen beiderseits der Grenze besuchte jährliche „Echternacher Springprozession“, welche von der UNESCO in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wurde.
Die Wohnbevölkerung des gesamten funktionalen Raums MOSE beläuft sich auf rund 80.000 Menschen (2021), von denen die Mehrzahl im südlichen Teil des funktionalen Raums lebt. In den meisten Gemeindegebieten des nördlichen Teils liegt die Bevölkerungsdichte jedoch unter 50 Einwohner/km2, was den ländlichen und dünn besiedelten Charakter dieses flächenmäßig größten Teilgebiets des funktionalen Raums hervorhebt.
Kooperation hat Tradition im funktionalen Raum MOSE, aber …
Im funktionalen Raum MOSE besteht schon seit vielen Jahrzehnten eine enge und intensive grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu verschiedenen Themen von gemeinsamem Interesse.
Ein frühes und bis heute wegweisendes Beispiel ist die gemeinsame Erfüllung wasserwirtschaftlicher Aufgaben durch Gemeinden und andere Körperschaften in Luxemburg und Rheinland-Pfalz. Diese Zusammenarbeit wurde bereits 1974 in einem bilateralen Staatsvertrag vereinbart. Auf dieser Grundlage wurde dann 1975 in Echternach-Weilerbach die europaweit erste „Internationale Kläranlage“ eingerichtet, in der bis heute das Abwasser benachbarter rheinland-pfälzischer Ortsgemeinden mitbehandelt wird.
Seither wurden auf luxemburgischer Seite noch 5 weitere Internationale Kläranlagen entlang der Our (Bettel, Stolzemburg, Hoesdorf) und der Sauer (Rosport-Mompach, Reisdorf) eingerichtet, in denen ebenfalls eine gemeinsame Abwasserbehandlung stattfindet. Die 6 heute bestehenden Kläranlagen stellen eine Gesamtkapazität zur täglichen Behandlung von Abwasser in Höhe von rund 17.000 Einwohnerwerten (EW) bereit und tragen damit ganz erheblich zur Gewässerreinhaltung von Our und Sauer bei.
Seit dem Bestehen der Interreg-Programme wurden mit europäischen Fördergeldern an unterschiedlichen Orten des funktionalen Raums lokale Projekte zu vielen anderen gemeinsamen Anliegen durchgeführt. Sie behandelten Themen wie
- den Natur- und Landschaftsschutz,
- die Entwicklung eines nachhaltigen und barrierefreien Naturtourismus,
- die Renaturierung von Flussläufen und die Wiederherstellung ihrer ökologischen Durchgängigkeit,
- den ökologisch-orientierten Hochwasserschutz durch eine Gewässerrenaturierung,
- die Verbesserung der Wasserqualität in den Flüssen Our und Sauer,
- den Bau und das Management von gemeinsamen Sport- und Freizeitanlagen sowie die Durchführung von gemeinsamen kulturellen Aktivitäten.
… es gibt keinen Grund, sich auf den „gemeinsam geernteten Lorbeeren auszuruhen“!
Die aktuellen und künftigen Herausforderungen im funktionalen Raum MOSE erfordern in vielen Bereichen mehr gemeinsames lokales Handeln. Einige wichtige Beispiele sind
- der Auf- und Ausbau klimafreundlicher lokaler / regionaler Lösungen für die grenzüberschreitende Arbeits-, Alltags- und Freizeitmobilität,
- die gemeinsame Abstimmung zu / Behandlung von Nutzungskonflikten zwischen Naturschutz und Tourismus,
- das stärkere gemeinsame Management von unmittelbar benachbarten und wertvollen Kulturlandschaften (z.B. Streuobstwiesen) oder von Natura-2000-Schutzgebieten,
- die bessere lokale Vorbeugung und Anpassung an die Risiken des Klimawandels (z.B. Starkregen, Überschwemmungen, langanhaltende Hitze- und Trockenperioden), die sehr unterschiedliche Lebensbereiche der Menschen und verschiedene lokale Wirtschaftssektoren aber auch die natürliche Umwelt betreffen,
- der effektivere Schutz von gemeinsamen Infrastrukturen der öffentlichen Daseinsvorsorge (siehe: die starken Schäden des Hochwassers von 2021 an einigen Internationalen Kläranlagen),
- die Entwicklung gemeinsamer und intelligenter Lösungen zur Sicherung und Weiterentwicklung verschiedener Formen der lokale Daseinsvorsorge im ländlichen Grenzraum,
- die lokale Ausgestaltung der grenzüberschreitenden Notfallrettung (Grundlage: Abkommen zwischen Luxemburg und Rheinland-Pfalz vom 5. Oktober 2020) und der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der Feuerwehren (ein bilaterales Abkommen ist in Vorbereitung).

Zudem gibt es in vielen anderen Bereichen noch „ungenutzte“ gemeinsame Potenziale, die Gegenstand lokaler Kooperationen sein können. Einige Beispiele sind:
- die gemeinsame lokale Erzeugung von Energie aus erneuerbaren Ressourcen,
- die Entwicklung einer regionalen Produktepalette und die gemeinsame überregionale Vermarktung regional-typischer Produkte,
- die Schaffung grenzüberschreitender Bildungsangebote für nachhaltige Entwicklung, unter Einbeziehung von Kindergärten und Schulen,
- die lokale kulturelle Zusammenarbeit und die Vernetzung von Vereinen oder Veranstaltern.
- die gemeinsame bildungspolitische Aufarbeitung der regionsbezogenen Geschichte des zweiten Weltkriegs (z.B. Westwall und Ardennenschlacht).
Mehr Informationen über die aktuelle Situation / die künftigen Herausforderungen im funktionalen Raum MOSE und über mögliche Potenziale der Zusammenarbeit finden Sie im Abschlussbericht der Raumanalyse von 2021.
Haben Sie bereits eine konkrete Idee für ein mögliches grenzüberschreitendes Projekt? Dann kontaktieren Sie bitte das Regionalmanagement des funktionalen Raums MOSE. Wir können Ihnen sicher weiterhelfen.
Gemeinsam die Entwicklung des funktionalen Raums MOSE voranbringen!
Aufgrund der vielfältigen Herausforderungen und Potenziale haben öffentliche und private Akteure von beiden Seiten der Grenze im Verlauf des Jahres 2023 eine bereichsübergreifende und grenzüberschreitende Strategie zur Entwicklung des funktionalen Raums MOSE erarbeitet, die am 7. November 2023 gemeinsam verabschiedet wurde.
Die Themen und Entwicklungsziele dieser Strategie sollen nun bis Ende 2028 in einem ersten Schritt durch grenzüberschreitende Interreg-Projekte umgesetzt werden.
Nehmen auch Sie aktiv an der Umsetzung der Strategie MOSE teil, indem Sie gemeinsam mit Partnern aus dem Nachbarland ein Interreg-Projekt entwickeln und durchführen!
Projektpartner können unterschiedliche Organisationen mit einem öffentlichen Rechtsstatus oder einem privaten Rechtsstatus (gewinnorientiert und nicht gewinnorientiert) sein, wie zum Beispiel
- nationale Verwaltungen, Landesverwaltungen, Kreisverwaltungen und kommunale Verwaltungen sowie deren nachgeordnete Behörden,
- kommunale Zweckverbände und Gemeindesyndikate,
- grenzüberschreitende Kooperationsstrukturen (z.B. EWIV oder gleichwertige Strukturen) und grenzüberschreitende Netzwerke,
- Naturparkverwaltungen,
- Schulen, Hochschulen und Universitäten oder andere Bildungseinrichtungen,
- kleine und mittlere Unternehmen, sowie land- und forstwirtschaftliche Betriebe,
- Gesellschaften oder Vereine zur lokalen Wirtschafts- und Tourismusförderung,
- lokale / regionale Fachverbände von Wirtschaft und Landwirtschaft,
- öffentliche und private Kulturbetriebe, also einzelne lokale / regionale Einrichtungen in denen Kultur in organisierter Form stattfindet (z.B. Theater, Bibliotheken, Museen, Kinos, etc.) sowie Organisationen und Institutionen, die sich mit der Produktion und Vermittlung von Kultur befassen,
- NGOs sowie Einrichtungen der Zivilgesellschaft (Vereinssektor, gemeinnützige Organisationen, Stiftungen) und andere formalisierte Zusammenschlüsse von Bürgerinnen und Bürgern.

Wenn Sie wissen möchten, …
- für welches Gebiet und zu welchen Themenfeldern ein Projektantrag vorbereitet werden kann, finden Sie hier nützliche Informationen und wichtige Empfehlungen für Antragsteller (
);
- was bei der Ausarbeitung eines Förderantrags beachtet werden sollte und wie / wann ein Projektantrag eingereicht werden kann, finden Sie hier nützliche Informationen und wichtige Empfehlungen für Antragsteller (
),
- von wem Sie Hilfe bei der Partnersuche und bei der Ausarbeitung / Einreichung eines Projektantrags erhalten können, finden Sie nützliche Informationen hier.
Sie möchten über die aktuellen Entwicklungen im funktionalen Raum MOSE auf dem Laufenden bleiben? Verschiedene Informationsangebote gibt es hier.